Eine Erinnerung, die ich mit dem Maxim verbinde, ist seine Funktion als Rückzugsort für ungestörte Treffen mit meiner Freundin. Als unverheiratetes Paar musste man damals wegen des Kuppeleiparagraphen in Gaststätten oder Kinos ausweichen. Wir Neuhauser Burschen waren Fans von den Wildwest-Filmen mit dem kauzigen Antihelden Fuzzy. Das Geld für die Kinokarten haben wir uns mit Schafkopf-Spielen verdient.
Das Maxim ist eng mit der deutschen Geschichte verbunden. Kaum bekannt ist, dass Nymphenburg zwischen den beiden Weltkriegen ein Standort der Filmindustrie war. Als das Kino 1912 unter dem Namen Lichtspieltheater des Westens eröffnet wurde, steckte die Entwicklung des Films noch in den Kinderschuhen. Bis 1930 saß noch ein Klavierspieler im Kino und begleitete die Filme. Die wichtige Zeit des Films begann mit Einführung des Tonfilms. Auch die politisch Verantwortlichen erkannten, wie man mit dem Medium Film das Publikum beeinflussen konnte. Ab 1935 hat die Reichsfilmkammer das Programm diktiert und die Bevölkerung zunächst auf den Krieg eingestimmt, später wurden Durchhaltefilme gezeigt. Auch wurden in den Kinos Wochenschauen gezeigt. Man darf nicht vergessen, dass es damals noch kein Fernsehen gab und Kino ein Massenmedium war. Nach dem Krieg brachte die amerikanische Besatzungsmacht die großen Hollywood-Filme nach München. Seine Blütezeit erlebte das Kino in den 50er Jahren. Danach begann es durch das Aufkommen der Fernseher seine Anziehungskraft zu verlieren. An dem beinahe hundert Jahre alten Maxim-Kino lassen sich anhand der alten Programme die einzelnen Phasen der Filmgeschichte bestens nachvollziehen.
Der Begriff ist später dem Fernseher im heimischen Wohnzimmer zugesprochen worden. Usprünglich hängt er mit der Verbreitung der Kinos zusammen. Gab es anfänglich nur einige wenige Kinos in der Innenstadt, konnten die Bürger die Vorstadtkinos bequem von ihrer Haustür aus nutzen. Die Wohnortnähe ist natürlich auch heutzutage von Vorteil.
Das ist eigentlich einfach, weil es große kulturhistorische Bedeutung hat. Es ist Aufgabe der örtlichen Medien, der Vereine und der Politik, das Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es ein Kulturdenkmal ist. Das Maxim war damals das zweite Lichtspieltheater in Neuhausen-Nymphenburg. Zur Hochzeit der Kinos, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, gab es hier elf Kinos. Von dieser ehemals reichen Kinolandschaft hat nur das Maxim überlebt. Es hat sich also von der Stummfilmzeit bis ins Zeitalter des digitalen Films halten können.
Das liegt nur an Siegfried Daiber, der das Kino seit 1978 mit ungeheurem Idealismus betreibt und die Spielstätte als Programmkino führt. Er widersetzt sich bewusst dem Massengeschmack, indem er Filmkunst zeigt.
Die Geschichtswerkstatt sucht mit Stadtviertelführungen bewusst den Kontakt zur Bevölkerung und erreicht damit jährlich rund tausend Leute. Indem ich die Leute zu den Gebäuden führe und ihnen zeige, wo hier im Stadtteil überall Kinos waren, mache ich ihnen bewusst, wie arm die heutige Kinolandschaft geworden ist. Außerdem hat die Geschichtswerkstatt eigene Videofilme produziert, die immer im Maxim uraufgeführt wurden. Auch der Film über das Wasservogelfest wurde im November 2009 dort gezeigt. Neuerdings gibt es ein Kooperationsangebot zum Geschichtsunterricht vom Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg: Grund- und Hauptschulen können mit ihren Schülern unsere Filme zur Stadtteilgeschichte im Maxim anschauen. Der Bezirksausschuss übernimmt die Kosten für die Kinosaalmiete, um die Finanzkraft des letzten Vorstadtkinos in Neuhausen zu erhalten.