Wie wird man Kampfmittelbeseitiger?
Ich habe während meiner Zeit bei der Bundeswehr eine zweieinhalbjährige Ausbildung zum Feuerwerker gemacht. Das bedeutet ich kann Blindgänger jeder Art entdecken, entfernen und unschädlich machen. Die Ausbildung ist sehr intensiv: Unter anderem muss man etwas von Physik, Chemie, Mathematik und technischen Zeichnungen verstehen.
Schon seit der Gründung von EMC Kampfmittelbeseitigung 2004 hat sich unsere Geschäftsführerin Eveline Zwehn für die Organisation begeistert. Da Handicap International zuvor die Metalldetektoren für ihre Entminungsdemonstrationen umständlich, zum Beispiel aus England einführen mussten, fingen wir an, ihnen welche zu leihen. Zum meinem Einsatz für Handicap International war es dann nur noch ein kurzer Schritt.
Bisher nicht. Mein Arbeitgeber ist in Deutschland, Österreich und Italien tätig. Meine Einsätze konzentrieren sich auf Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz. Ich und meine Kollegen räumen Baugelände und Areale, die vom Staat veräußert wurden, wie etwa das frühere Munitionslager in Günzburg auf dem jetzt der Vergnügungspark Legoland steht.
Etwa 20 bis 25 Prozent der Munition, die im Zweiten Weltkrieg über Deutschland abgeworfen wurde, sind nicht explodiert. Wie viel genau noch da ist, kann ich aber nicht sagen. Manchmal, wenn wir ein Gelände sondieren, finden wir Tonnen von altem Munitionsmaterial, manchmal gar nichts.
Im Gegenteil! Der Sprengstoff fängt an, sich zu zersetzen und bildet Kristalle. Durch diese chemischen Prozesse wird die Bombe instabiler und explodiert noch leichter.
Natürlich sind alle extrem gefährlich. Besonders schlimm sind Granaten da ihre Gefährlichkeit bedingt durch ihre Größe und Unscheinbarkeit extrem unterschätzt wird. Und Minen, die als Spielzeug oder ähnliches getarnt werden, sind besonders perfide. Aber so etwas existiert in Deutschland nicht.
Wir durchsuchen das Areal mit Metalldetektoren. Wenn was pfeift, machen wir uns ans Freilegen. Das ist ein bisschen so wie an einer archäologischen Fundstelle: da muss man sehr vorsichtig vorgehen. Je nach Munitionstyp wird dann entschieden, ob die Bombe vor Ort gesprengt, abtransportiert oder durch Herausdrehen des Zünders entschärft werden soll.
Bei den Demonstrationen für Handicap International trage ich eine Kevlarweste und einem Helm mit Visier. In der Praxis behindert diese Schutzkleidung aber eher, weil sie die Bewegungen einschränkt, also lassen wir sie oft weg. Wenn eine Bombe explodiert, hilft ohnehin nichts.
In 98 Prozent der Fälle, ja.
Fälle wie diese sind eher selten. Aber ja, alle paar Jahre stirbt ein Kampfmittelbeseitiger in Deutschland bei dem Job.
Meine Familie ist sich der Gefahren natürlich bewusst. Meine Frau, wusste ja, worauf sie sich mit mir einlässt. Mein Sohn möchte allerdings mit der Sache nichts zu tun haben er ist Informatiker geworden.
Auf jeden Fall bis zur Rente!
(3700 Zeichen)