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Interview mit Markus Kaiser

Der MedienCampus Bayern e.V. ist eine Einrichtung im Schnittpunkt von Politik, Bildung und den Medien. Welches Ziel verfolgt die Einrichtung in Hinblick auf die Zukunft der Tagespresse?
 
 Wir beraten zum einen Journalisten von Tageszeitungen, welche Möglichkeiten es gibt, Weiterbildungen zu besuchen und sich in Zeiten des medialen Wandels fit zu machen. Außerdem beraten wir Unternehmen, wie sie ihr Volontariat auf die heutigen Bedürfnisse und ihre jeweils besonderen Gegebenheiten ausrichten können. Dazu veranstalten wir einmal im Jahr den „VolontariatsCampus“ gemeinsam mit der Akademie der Bayerischen Presse, ein Arbeitstreffen der Ausbildungsbeauftragten bayerischer Tageszeitungen und Zeitschriften.
 
 Wie schätzen Sie persönlich die Möglichkeiten der etablierten Medieneinrichtungen ein, den neuen Anforderungen der Wissensgesellschaft gerecht zu werden?
 
 Die Chancen für etablierte Medien stehen heute so gut wie nie zuvor. Es zeigt sich, dass zwar einzelne Ausspielkanäle in Schwierigkeiten geraten. Aber Medienmarken sind so stark und etabliert wie noch nie zuvor. Die Reichweite der deutschen Tageszeitungen ist heute dank ihres Onlineauftritts so hoch wie noch nie. Was fehlt, ist ein Geschäftsmodell, das sich bewährt, und in manchen Fällen Mut zu Neuem mit etablierten Marken und Journalisten.
 
 Welchen Beitrag leistet der Dachverband MedienCampus hier im Rahmen seiner Koordinations- und Beratungstätigkeit?
 
 Wir beraten einzelne Unternehmen, Nachwuchsjournalisten und Redakteure. Außerdem fördern wir Diskussionen auf Veranstaltungen. Wir planen beispielsweise eine „Crossmedia-Tagung“, auf der wir sehr praxisorientiert die Zukunftsthemen aufgreifen möchten.
 
 Der Zeitungsmarkt schrumpft. Was wäre Ihrer Meinung nach ein nachhaltiges Argument für den Erhalt der Tageszeitung?
 
 Der Zeitungsmarkt schrumpft nicht. Allenfalls erlebt die Printauflage einen Rückgang. Bezieht man sich auf die Reichweite, ist bei den Zeitungen in den vergangenen Jahren einiges in Bewegung gekommen. Hier sind schon sehr viele Erfolge vorzeigbar. Argumente für den Erhalt der Tageszeitung gibt es eine Menge, je nachdem welche Perspektive man einnimmt:
 

  • Sie ist eminent wichtig für die demokratische Gesellschaft, da sie tagesaktuell und differenziert das aktuelle politische, aber auch wirtschaftliche Geschehen darstellt.
     
  • Sie verhindert eine Fragmentierung der Gesellschaft: Wer eine Zeitung durchblättert, bleibt auch an Ressorts und Themen hängen, von denen er gar nicht wusste, dass es sie gibt. Daher hätte er sie auf Google auch gar nicht suchen können. Und via Facebook spielen „geteilte Inhalte“ noch bei weitem nicht diese Rolle, dass man all umfassend über Themen sich informiert (außerdem verweisen die Links ja wiederum häufig auf Tageszeitungs-Homepages).
     
  • Sie fixiert als Print oder e-Paper (bzw. iPad- oder Android-Version) einen Punkt am Tag, an dem ein Schlussstrich unter die aktuellen Entwicklungen gezogen wird. Will heißen: Einmal am Tag wird reflektiert, eingeordnet, statt stündlich sich aktualisierenden Nachrichten hinterherzuhecheln.
     
  • Diese Liste ließe sich noch viel weiter fortsetzen, vor allem dann, wenn Zeitungen ihre crossmedialen Chancen erst einmal richtig erkannt haben und nutzen.