Das BayernForum der Friedrich-Ebert-Stiftung ist eine Einrichtung im Schnittpunkt von Politik und Bildung. Welches bildungspolitische Ziel verfolgt das BayernForum in Hinblick auf die sich wandelnde Medienlandschaft und die Rolle etablierter Medien?
Tageszeitungen sind neben dem Fernsehen immer noch Leitmedien und sollten daher besonderen Qualitätsstandards genügen. Natürlich sehen wir die fortschreitende Medienkonzentration kritisch, da die Vielfalt der Meinungen leidet. Daher unterstützen wir beispielsweise mit den Münchner Mediengesprächen die medienpolitische Diskussion, die sich dem Erhalt der journalistischen Qualität gerade unter Konzentrationsbedingungen widmet.
Ein wichtiges bildungspolitisches Ziel des BayernForums ist die Aufklärung über die unterschiedlichen Formen des Rechtspopulismus und Rechtsextremismus. Insbesondere die rechten Online-Medien dürfen in dieser Hinsicht nicht übersehen werden, denn das Internet bietet rechter Propaganda ein weites Aktionsfeld. Das BayernForum der Friedrich-Ebert-Stiftung will eine Berichterstattung fördern, die die ganze Gesellschaft betrachtet. Unser bildungspolitisches Ziel ist es, demokratische Werte innerhalb der Gesellschaft so zu festigen, dass Zivilgesellschaft und Rechtsstaat sich gegen undemokratische Tendenzen verteidigen können.
Befindet sich die Medienbranche aus Ihrer Sicht in einer Krise?
Man kann auch fragen: Wann befand sich die Medienbranche nicht in einer Krise? Ich stelle fest, dass Sparzwänge bestehen und die Konzentration der Medien fortschreitet oder immer wieder Tageszeitungen eingestellt werden. Wenn die Qualität der Berichterstattung unter diesen Bedingungen leidet, muss von einer Krise gesprochen werden. Diese Gefahr besteht, doch ist es in meinen Augen noch nicht soweit.
Welche Rolle hat das Format Tageszeitung für die Branche? Würden Sie sagen, dass sie noch zeitgemäß und zukunftsfähig ist? Wenn ja, in welcher Form?
Die Tageszeitung als tagesaktuelles Medium spürt die Konkurrenz der Online-Medien, die den Nimbus der Minutenaktualität besitzen, welche die Tageszeitung objektiv betrachtet natürlich nicht oder nur mit großen Qualitätsabstrichen erfüllen kann. Noch wissen dies die Zeitungsleser und sind auch bereit, dafür zu bezahlen. Ich denke, dass es das Bedürfnis nach Qualitätsjournalismus auch in Zukunft geben wird und dieser kann nie minutenaktuell sein. Ob diese Art des gut recherchierten Journalismus gedruckt oder online erscheinen wird bleibt abzuwarten. Doch eines ist sicher: Er wird bezahlt werden müssen.
Warum haben Sie sich für Was kommt nach der Tageszeitung? als Thema für das 55. Münchner Mediengespräch entschieden? Was erhoffen Sie Sich von der Veranstaltung?
Die Einstellung mehrerer großer Tageszeitungen in letzter Zeit, nicht nur in Deutschland, macht diese Frage virulent. Wird es auf lange Sicht allen Tageszeitungen so ergehen? Ich hoffe, dass wir mit unseren Gästen über die wirtschaftlichen Gründe für diese Entwicklung und die gewandelten Lesegewohnheiten des Publikums diskutieren und wie der Journalismus und die Leser und Leserinnen auf diese Bedingungen reagieren können.