Als der Fernseher in den 1920er Jahren erfunden wurde, sagte man das Kino tot. Doch bis heute existieren beide Formate nebeneinander jedes mit seinen jeweiligen Vorzügen. Kann das nicht auch für die Printmedien und das Internet gelten?
Was die Zukunft der Tageszeitung betrifft, so ist die Medienbranche seit einiger Zeit besorgt. Die Frankfurter Rundschau meldete Insolvenz an, die Financial Times Deutschland wurde eingestellt. Über das Schicksal der Tageszeitung gibt es viele Spekulationen. Einige prophezeien ihr Ende bis 2034 (Journalismusforschung /48 Kap.4/7), andere glauben an ihr Überleben in abgeänderter Form.
Die deutsche Tageszeitung durchlebte in den über 400 Jahren ihres Bestehens viele Höhen und Tiefen, sogar zwei Weltkriege. 1992 wurden 26 Millionen Tageszeitungen verkauft, im Jahr 2011 waren es nur noch 18,8 Millionen (Journalismusforschung /48 Kap.4/7). Das ist ein deutlicher Rückgang, der mitunter auf den Vormarsch des Internets und die Bereitstellung kostenfreier Online-Nachrichten zurückgeführt wird.
Verstärkt durch die Finanzmarktkrise brechen seit einigen Jahren die Anzeigenmärkte weg. Auch der Lesermarkt geht zurück. Die Jugend informiert sich lieber im Internet. Dieser Entwicklung wurde nicht frühzeitig Rechnung getragen, so dass sich die Verleger zu immer größeren Sparrunden gezwungen sehen. Der Kosten- und der Arbeitsdruck in den Redaktionen geht zur Lasten der Qualität.
Als Gegenpol zur schnelleren und flüchtigeren Welt des Web 2.0 kann die Zeitung nur überleben, wenn sie das Internet zu ihren Gunsten nutzt und sich entsprechend aufstellt. Ein klares Konzept und duale Aufstellung online sowie gedruckt ist die Grundvoraussetzung hierfür.
Das Modell eines kostenpflichtigen Online-Angebots von Montag bis Freitag und einer Printausgabe am Wochenende ist denkbar. Ausführliche journalistische Darstellungsformen mit gut recherchierten Hintergrundinformationen, Geschichten und Analysen bilden dabei den Schwerpunkt. Zu diesem Zweck muss die Informationsflut gebündelt, selektiert, analysiert und qualitativ hochwertig aufbereitet werden.
Online-Angebote hingegen können sich mehr auf brandaktuelle und kürzere Informationen fokussieren. Zusätzlich zu einer qualitativ hochwertig gemachten Zeitung gibt es einen deutlichen Trend zur lokalen Berichterstattung. Die Lokalzeitung verlinkt mit einem Bürgerblog ist hier ein zukunftsweisendes Format.
Um Text- und Recherche-Qualität zu gewährleisten, benötigen die Redaktionen mehr gut ausgebildete Journalisten, die auch crossmedial arbeiten können. Mehr als früher wünschen sich die Leser anspruchsvolle Zeitungsformate, die sich über ihren Informationswert hinaus deutlich vom Internetangebot abheben. Bezogen auf die individuelle Meinungsbildung und Orientierung wird die Tageszeitung auch weiterhin eine tragende Rolle spielen.
Die Haptik einer Papier- oder schön gemachten Hochglanzzeitung bildet ein zusätzliches Kaufargument. Die Zukunft der guten alten Tageszeitung liegt in den Händen der kommenden Generationen. Hoffentlich erleidet sie nicht das gleiche Schicksal, wie die Schreibmaschine.