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Im Interview: Prof. Dr. Peter Falkai

Welche Bedeutung hat das Projekt für den Wissenschaftsstandort München?

Das Projekt hat für die Leuchtkraft des Wissenschaftsstandorts München in vielfacher Hinsicht eine große Bedeutung:
 Zum einen hat sich PRONIA gegenüber anderen Forschungsanträgen, die von national und international renommierten Forschungseinrichtungen bei der Europäischen Kommission eingereicht wurden, durchgesetzt. Dies allein ist eine große Auszeichnung, die das weltweite Interesse der in diesem Feld tätigen Forschungsgemeinschaft auf München gelenkt hat.
 Des Weiteren wird PRONIA auf Grundlage der europäischen Förderung und des exzellenten Forschungsprogramms in den nächsten Jahren zu einer Vielzahl hochkarätiger, neurowissenschaftlicher Publikationen beitragen, wobei die Münchener Wissenschaftler federführend beteiligt sein werden. Gerade in diesem hochkompetitiven Bereich kann München zum Motor von Innovationen im Bereich der Diagnostik und Therapie neuropsychiatrischer Erkrankungen werden.
 

Wie wichtig ist die Forschung auf diesem Gebiet für die Psychiatrische Klinik der LMU-München?

PRONIA stellt bereits jetzt die Speerspitze unserer Forschungsbemühungen an der Psychiatrischen Klinik der LMU dar. Durch die Vorarbeiten des Projektleiters, Herrn PD Dr. Koutsouleris, hat die Klinik bereits auf internationaler Ebene Reputation im Bereich der Entwicklung neurodiagnostischer und neuroprognostischer Verfahren erreicht. Es ist zu erwarten, dass PRONIA einen wesentlichen Beitrag zur individualisierten Prädiktion und Diagnostik in der Psychiatrie leisten wird. Hierdurch wird sich die Psychiatrische Klinik der LMU zu einem Global Player in diesem wissenschaftlich und klinisch wichtigen Bereich entwickeln.

Was bringt das Diagnose-Tool? Welche Verbesserungen erwarten Sie sich von PRONIA für den Alltag eines Psychiaters und Psychotherapeuten?

Wenn PRONIA nachweisen kann, dass die Vorhersage psychotischer Erkrankungen im Einzelfall möglich ist, dann würde dies einen enormen Fortschritt für die frühzeitige, sekundär-präventive Behandlung psychischer Erkrankungen bedeuten. Trotz aller therapeutischer, gesundheitspolitischer und wissenschaftlicher Bemühungen ist es bis heute nicht gelungen, die lange Zeit von etwa fünf Jahren zwischen dem Auftreten erster unspezifischer Symptome bis zum Beginn der Therapie substanziell zu verkürzen. Durch die verzögerte Diagnose-Stellung kommt es aufgrund der schlechter werdenden therapeutischen Beeinflussbarkeit psychotischer Erkrankungen immer noch bei etwa 50 Prozent der Patienten zu chronischen Verläufen. PRONIA will dem Psychiater und Psychotherapeuten Werkzeuge an die Hand geben, um frühzeitig das Erkrankungsrisiko eines Patienten individuell richtig einschätzen zu können und somit auf sicherem Fundament therapeutisch tätig werden zu können.

Wie sieht es aus mit dem Patienten-Datenschutz?

Die in PRONIA erhobenen Patientendaten sind bereits jetzt durch eine doppelte Pseudonymisierung sehr gut geschützt. Die erste Verschlüsselung findet am erhebenden Zentrum statt, die zweite zentral. Der zuverlässige Patienten-Datenschutz wurde durch den Datenschutzbeauftragten der LMU bestätigt. Zusätzlich werden kritische Daten wie die MRT-Bilder anonymisiert, indem individuelle Merkmale anonymisiert werden, bevor die Daten im zentralen Server zusammengetragen werden.

Können durch PRONIA langfristig Diagnosekosten eingespart werden?

PRONIA hat das Potenzial, sowohl Diagnose- als auch Therapiekosten zu senken. Dies soll einerseits dadurch erreicht werden, dass computergestützt die für den einzelnen Patienten optimalen Diagnosepfade berechnet werden und somit unnütze Untersuchungen verhindert werden. Andererseits werden durch die biomarker-gestützte Früherkennung und eine frühzeitige Behandlung  
 massiv Kosten gesenkt, da weniger Patienten chronische Erkrankungsverläufe mit Hospitalisierung und bleibender beruflicher und sozialer Beeinträchtigung entwickeln.
 

Wie läuft das Forschungsprojekt nach dem Forschungsende weiter?

Auf europäischer Ebene ist geplant, eine zweite Förderperiode für PRONIA zu beantragen, um den Nachuntersuchungszeitraum auf mehrere Jahre auszudehnen und somit eine längerfristige Erkrankungsvorhersage zu erreichen, die über 18 Monate hinausgeht. Auf der lokalen Ebene der Psychiatrischen Klinik werden wir der von Herrn Koutsouleris erfolgreich aufgebauten Früherkennungsambulanz eine bleibende Form geben und diese zu einem südbayrischen Früherkennungszentrum ausbauen.