Pronia Digitale Pressemappe

Pressemitteilungen Das Projekt Podiumsgäste Interviews Fotos Pressespiegel

Im Interview: Priv. Doz. Dr. med. Nikolaos Koutsouleris

Welche Krankheiten können mit diesem Tool diagnostiziert werden?

Das erste Ziel des Projekts ist es, ein klinisch anwendbares Verfahren zur Vorhersage von psychotischen Erkrankungen bei Personen mit bestehenden Risikosymptomen, aber ohne Vollbild der Erkrankung, zu entwickeln. Ein weiteres Ziel ist die Entwicklung eines Tools zur Vorsage von ungünstigen klinischen Verläufen wie etwa der funktionellen Beeinträchtigung bei Hochrisiko-Personen sowie ersterkrankten Patienten mit Psychosen und Depressionen. Darüber hinaus zielt das Projekt darauf ab, diagnostische Tools zur Unterscheidung von psychotischen und affektiven Störungen (Depression) im Ersterkrankungsstadium zu validieren. Aus den oben genannten Zielen wird klar, dass alle Verfahren, die PRONIA entwickelt, nicht als Screeninginstrumente eingesetzt werden können.

Welchen Nutzen für die Betroffenen bietet das Prognosesystem? Welche Vorteile bietet das System gegenüber herkömmlichen Diagnoseverfahren?

Die Betroffen können frühzeitig Klarheit über die Wertigkeit ihrer Symptome bekommen. Sie erfahren, wie hoch ihr individuelles Risiko ist, an einer Psychose zu erkranken. Durch eine Verhaltenstherapie können Personen mit hohem Risiko frühzeitig und präventiv behandelt werden, wodurch das Erkrankungsrisiko deutlich gesenkt werden kann. Unsere Vorarbeiten zeigen, dass die individuelle Vorhersagegenauigkeit mittels MRT und neurokognitiver Testung bezüglich der Psychose-Entwicklung oder eines diagnoseunabhängigen Verlaufs bei etwa 80 Prozent liegt. Im Vergleich zu
 
 herkömmlichen Prognoseverfahren bedeutet dies einen Zuwachs an prognostischer Sicherheit von 30 bis 40 Prozent.
 

Wie und ab wann entscheidet der Arzt, ob er das Prognose-Tool angewendet?

Falls das Tool erfolgreich in PRONIA validiert werden kann, wird der Arzt zukünftig in zwei Schritten ein diagnostisches Work-Up durchführen, um eine hohe prognostische Sicherheit zu erreichen. Der erste Schritt besteht aus der klassischen psychopathologischen Exploration des Patienten, die durch eine genaue Beurteilung von prädiktiven Hochrisiko-Kriterien ergänzt wird. Sind diese Kriterien erfüllt, kann der Arzt im zweiten Schritt eine PRONIA-spezifische Untersuchung anfordern, die individuell zusammengestellte Untersuchungsverfahren wie zum Beispiel MRT oder Neuropsychologische Untersuchungen zur Verfügung stellt.

Gibt es zum aktuellen Zeitpunkt bereits messbare Erfolge?

Das Projekt ist noch in der Datenerhebungsphase. Derzeit sind etwa 400 Personen rekrutiert.

Wie sind die Zukunftspläne für das Projekt nach Forschungsende? Wie wird die Arbeit mit dem Tool in Zukunft aussehen?

Es ist geplant, einen Nachfolgeantrag zu stellen, um die Hochrisiko-Personen über einen längeren Zeitraum von etwa drei bis vier Jahre nachzuuntersuchen. Ein weiteres Ziel ist die Überführung des Konsortiums in eine Spin-Off-Gesellschaft, welche die Kommerzialisierung und weitere prospektive Untersuchungen der implementierten Verfahren vorantreiben wird.