Psychiatrische Erkrankungen wie eine Psychose sind nach wie vor vollständig auf der Verhaltensebene definiert. Das heißt, die Diagnose stützt sich auf das Erleben und Verhalten von Patienten und nicht auf biologische Befunde. In Bildgebungsstudien konnten signifikante Hirnveränderungen bei Patienten mit einer Psychose gezeigt werden. Diese Veränderungen sind jedoch oft diskret, variieren stark zwischen den einzelnen Patienten und betreffen eine Vielzahl von unterschiedlichen Hirnregionen. Daher ist es bis heute nicht möglich psychotische Erkrankungen neurologisch zu diagnostizieren.
Für Betroffene bietet sich durch das Tool die Möglichkeit einer zuverlässigen Aussage bezüglich ihrer Prognose und Diagnose. Die prognostische Genauigkeit des Tools übersteigt dabei die herkömmlicher Ansätze um ein Vielfaches. Das Tool eignet sich für Probanden mit depressiven oder psychotischen Symptomen. Dies kann oft schwer zu beurteilen sein und sollte im Zweifelsfall durch Experten abgeklärt werden.
Bei psychotischen Patienten konnten Veränderungen der Hirnstruktur, der Hirnaktivität, der Verbindungen zwischen Neuronen sowie Veränderungen von Botenstoffen wie Dopamin im Gehirn nachgewiesen werden. Es handelt sich dabei jedoch um diskrete Veränderung ohne spezifische Lokalisation. Das heißt, es sind eine Vielzahl von Hirnregionen betroffen. Besonders strukturelle und funktionelle Hirnveränderungen haben sich für die Verlaufsprädiktion bewährt. Zudem sollen neuropsychologische Testergebnisse, genetische Informationen sowie Stoffwechselprodukte im Blut zur Prädiktion angewendet werden.
Der Nutzen des Prognose-Tools hängt von der zu erwartenden Erkrankungshäufigkeit ab. Daher streben wir eine Nutzung des Tools zur Validierung einer Verdachtsdiagnose und zur Vorhersage eines zu erwartenden Krankheitsverlaufs an. Zudem bestehen auf Grund der Stigmatisierung psychiatrischer Erkrankungen ethische Konsequenzen, die der Arzt in den Prozess der Diagnosestellung mit einbeziehen sollte.
Ziel ist es, die Diagnostik und Vorhersage für betroffene Patienten entscheidend zu verbessern. Hier soll das Tool helfen, anhand von biologischen und neuropsychologischen Daten der Patienten individuelle Risiken und Prognosen zu bestimmen. Da sich das Projekt derzeit noch in der Entstehung befindet, ist davon auszugehen, dass im Lauf der Entwicklung entscheidende Änderungen und Modifikationen vorgenommen werden.